In der sich ständig wandelnden Welt des E-Sports geraten Prognosen oft ins Wanken, wenn Leistung und Durchbruch dominieren. Das erste Halbjahr 2025 brachte mehrere Überraschungen: Außenseiterteams dominierten Turniere in CS2, Valorant und Dota 2. Wer die Szene wirklich aufmischte – und warum – zeigt unsere Analyse.
Das Jahr 2025 begann mit unerwarteten Leistungen in CS2. Besonders im Fokus stand das rumänische Team „Nexus Strike“, das zu Beginn mit Quoten von bis zu 20.00 kaum Chancen auf Top-Platzierungen in Tier-1-Turnieren hatte. Bis Juni schafften sie es ins Halbfinale der IEM Cologne und schlugen dabei mehrere Top-10-Teams.
Der Aufstieg von Nexus Strike wird maßgeblich der strategischen Trainerarbeit zugeschrieben. Seit der Verpflichtung des schwedischen Taktikers Lars „Frost“ Nilsson verbesserte sich das Mid-Round-Spiel deutlich. In-Game-Leader KappaN strukturierte die CT-Taktiken neu und nutzte Lücken im Wirtschaftssystem der Gegner aus.
Auch das nordamerikanische Team „Altitude“ sorgte für Furore: Zum ersten Mal seit 2022 erreichten sie die Playoffs eines Majors. Mit Startquoten von 15.50 für die Challengers Stage galt ihr Lauf in Paris als Sensation. Fragger Jetto gehört mit einem HLTV-Rating von 1.22 inzwischen zu den Top 15 weltweit.
Die Gründe für den Aufschwung liegen in Backstage-Veränderungen und gezielten Neuzugängen. Nexus Strike verpflichtete den bis dato unterschätzten Rifler „Ralden“ aus Skandinavien, der mit seinem Entry-Spiel mehrfach Runden entschied.
Altitude hingegen profitierte von einer internen Neuaufstellung: Das Coaching-Team wurde um zwei Analysten ergänzt, die mit fortschrittlichem Demo-Review neue Taktiken ermöglichten. Auch die Work-Life-Balance des Teams wurde durch kürzere Bootcamps verbessert.
Beide Teams zeigen, wie strukturelle Änderungen und gezielte Transfers einen massiven Einfluss auf Ergebnisse haben – unabhängig von Anfangsprognosen.
Im Valorant-Zirkus glänzte besonders das brasilianische Team „Veritas“. Die Gruppe war vor 2025 nahezu unbekannt, doch mit einem aggressiven Spielstil und individuell starken Duellen sicherten sie sich den ersten Platz bei VCT Americas Stage 1.
Ihre Quoten lagen vor dem Event bei durchschnittlich 18.00 für den Gesamtsieg. Doch nach überzeugenden Siegen über Leviatán und NRG änderte sich das Bild. Der Spielmacher „R1VO“ wurde für seine Clutch-Fähigkeiten mehrfach als MVP ausgezeichnet.
Ein weiterer Überraschungsgast war das südkoreanische Team „Onyx Spirit“, das erstmals ins internationale Top-Bracket vorrückte. Besonders auffällig: Ihr strategisches Retake-Spiel und Team-Kommunikation, die unter Druck kaum Schwächen zeigte.
Veritas konnte von einem frühen Patch-Wechsel profitieren. Ihre favorisierte Map „Split“ wurde wieder ins Map-Pool aufgenommen, was ihnen strategischen Vorteil verschaffte.
Onyx Spirit verließ sich stark auf Scrim-Disziplin und gezielte Pre-Match-Analysen. Die Coaches entwickelten Gegenpläne für jedes gegnerische Top-Team, was sich vor allem im Mid-Round-Handling zeigte.
Beide Teams belegen, wie wichtig kontinuierliche Analyse und taktische Flexibilität in Valorant sind – vor allem bei sich häufig ändernden Spielregeln.
Auch im Dota-Universum kam es zu einem Machtwechsel. Das philippinische Team „Myth Aurora“ begann das Jahr außerhalb der Top-50, kämpfte sich jedoch bei ESL One Manila bis ins Finale.
Ein entscheidender Punkt war der Positionswechsel von Carry-Spieler Zenth, der ins Offlane wechselte. Die dadurch entstehende Flexibilität brachte Myth Aurora taktische Tiefe und unberechenbare Drafts.
Zusätzlich überraschte „Northern Edge“ aus Kasachstan mit einem beeindruckenden Lauf beim DreamLeague S24, inklusive Sieg über Team Spirit. Ihr Kapitän nutzte ungewöhnliche Pick-Strategien, darunter Anti-Meta-Picks wie Oracle Core.
Beide Teams investierten stark in Drafting-Workshops mit externen Analysten. Sie testeten gezielt ausgefallene Lanes in Scrims, um sich von Standardtaktiken zu lösen.
Ein weiterer Faktor war die Anpassungsfähigkeit während langer Bo3- und Bo5-Serien. Myth Aurora rotiert ihre Pickreihenfolge flexibel, während Northern Edge auf „Fog Plays“ im Midgame setzt – ein selten genutztes Stilmittel.
Damit zeigen diese Teams, dass man selbst als Underdog mit Kreativität und tiefem Spielverständnis Großes erreichen kann – insbesondere in einem Patch, der klassische Strategien ins Wanken bringt.